Schultheater der Länder

Schultheater der Länder
Wir rocken das weiter!
Brandenburg: Welten
Mit der Inszenierung „Welten“ bietet die Gruppe L.u.S.T. des Friedrich-Engels-Gymnasiums Senftenberg unter der Leitung von Marita Schellack und Frank Engelhardt eindrucksvoll Einblicke in das Leben von fünf Menschen. Fünf Perspektiven, fünf Realitäten.
Das Bühnenbild bleibt schlicht, beinahe leer – bewusst zurückgenommen, damit die Körperlichkeit und Präsenz der Darsteller*innen in den Vordergrund treten. Der Fokus liegt klar auf dem Menschen. Von Beginn an macht das Stück deutlich, worum es geht: um das Leben als Mensch in dieser Welt – mit all seinen Facetten, mit all seinen Schönheiten, aber vor allem auch mit Härte, Qualen, Leiden. „Welten“ bezieht dabei eindeutig Stellung für Vielfalt und das vermeintlich Fremde. Leuchtende Kostüme kontrastieren mit der Trostlosigkeit des „bellenden Mobs“, der als Sinnbild für einen nicht enden wollenden Hasssturm immer wieder auftritt: laut, drohend, erbarmungslos. Durch ihre aufrichtige Darbietung wurden die Darsteller*innen von L.u.S.T. mit ihren Geschichten zu den Held*innen dieses Abends. Unbeugsam stellten sie sich dem geifernden Mob entgegen – voller Stolz, Kraft und Verletzlichkeit zugleich. So gelingt es dem Ensemble mit spürbarem Enthusiasmus und ehrlicher Hingabe, das Publikum für sich zu gewinnen. Einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag dazu leistet die biografisch erarbeitete Inszenierung, welche Authentizität und Glaubwürdigkeit vermittelt. Die Einzelnen, welche dem Mob gegenüberstehen, zeigen Stärke und vollbringen in beispielhafter Manier, dass es möglich ist, die Mauern des Hasses zu durchbrechen. Immer wieder macht das Stück aufmerksam auf bestehende gesellschaftliche Spannungen – zwischen Ausgestoßensein und Akzeptanz, zwischen Verlorenheit und Zugehörigkeit. Das Stück arbeitet konsequent mit Kontrasten – sei es durch farbliche Abgrenzungen oder durch die Dynamik der Gruppengefüge. So entstehen Bilder von schlichter Ästhetik und eindringlicher Klarheit. Ein dramatischer Höhepunkt liegt in der Erkenntnis, dass die Verleugnung der eigenen Realität unweigerlich in Leere mündet – in Ziellosigkeit, Farblosigkeit, Heimatlosigkeit. Doch die Freude und der Glaube an das Gute strahlen durch die Darstellenden immer wieder unerschütterlich hindurch. Das unermüdlich tickende Rad des Hasses und der endlosen Kämpfe, das an uns allen zerrt und eindrucksvoll durch den Einsatz der Körper auf der Bühne sichtbar gemacht wird, kann durchbrochen werden – wenn wir uns bewusst und aktiv für die Begegnung entscheiden. Der Abend findet seinen Abschluss in einem gelebten Vorbild. Die fünf Menschen treffen die Entscheidung, aufeinander zuzugehen, sich wahrzunehmen, sich zu begegnen. Wo die Begegnung beginnt, zeigt uns „Welten“, beginnt das Leben. Es war eine große Freude zu erleben, wie die Darsteller*innen sich im Einklang mit sich selbst und ihrer Identität zeigen und voller Freude in ihren Erzählungen aufgehen. Den Mut zu finden, diesen Schritt zu wagen, sich von einer solch verletzlichen Seite zu zeigen, zeugt von Größe. So bleibt mir, Danke zu sagen für diesen besonderen Abend – und die Hoffnung auf weitere Stücke von L.u.S.T.
Autor: Anton Kirchner, Studierender des Darstellenden Spiels und der Germanistik in Braunschweig.